Schmerzen in der HWS (Halswirbelsäule)


Wenn man eine defekte LWS (Lendenwirbelsäule) hat, wirkt sich das früher oder später auch auf die HWS (Halswirbelsäule) aus. In meinem Fall musste meine restliche Wirbelsäule die Verplattung im Bereich L5/S1 und L3/L4 ausgleichen. Dazu gekommen ist die Tatsache, dass ich jahrelang – fünf Jahre - auf den Rücken gelegen bin und so gelesen oder ferngesehen habe. Immer zwei Polster in den Nacken geschoben kann auf die Dauer für die fragile HWS nicht günstig sein. Ich hatte meine Lehren aus meinen Bandscheibenproblemen in der LWS gezogen. Ein paar Wochen nach den ersten Schmerzen konsultierte ich meine Ärztin, eine hervorragende Neurologin. Sie schickte mich zur MRT (Magnetresonanztomographie)und sah auf den Bildern mindestens vier Bandscheibenvorwölbungen. Ich ging sofort zu einer Physiotherapeutin, die mir exzellente Übungen für die HWS zeigte.

Die Schmerzen in der HWS kamen heftig und überfallsartig. Ich wachte mitten in der Nacht auf und dachte, dass ein Messer in meiner HWS steckt. Diese Art von Schmerz kannte ich von meiner LWS. Auch hier fühlte es sich wie ein spitzes, manchmal heißes Messer an, das sich langsam immer tiefer in meinen Rücken bohrt.

Nach meinem Martyrium in der LWS war ich sensibilisiert. Ich begann sofort mit Gegenmaßnahmen in Form von Physiotherapie und Medikamenten. Wenn die Schmerzen zu heftig wurden nahm ich Deflamat mit Magenschutz. Dieses Medikament hat bei mir immer zu heftigen Magenschmerzen geführt, darum nahm ich es nur, wenn es wirklich nicht mehr anders ging. Am meisten half mir die Physiotherapie. Kontinuierlich machte ich die Übungen mindestens drei Mal pro Woche. Noch heute –zwei Jahre später - sind sie in meinem Programm. In der HWS sind die Schmerzen, trotz der Vorwölbungen, so gut wie weg.

Egal ob Schmerzen in der HWS, LWS oder BWS (Brustwirbelsäule) auftreten, das beste Mittel dagegen ist gezielte und regelmäßige Physiotherapie. Jeder sollte aber für sich abklären lassen, welche Übungen für die jeweilige Erkrankung die richtige ist. Mir wurde nach einer Operation in der LWS eine Übung gezeigt, die mich für Jahre zurückwarf. Die Schmerzen waren danach schlimmer als vor der Operation. Wenn ich nur diese Übung ausgelassen hätte, wären mir schlimme und lang anhaltende – über vier Jahre – erspart geblieben. 

Rückentraining für LWS und HWS


Diagonaler Hand-Gegen-Knie-Drücker

Man liegt auf den Rücken, am besten auf einer guten Gymnastikmatte. Die LWS (Lendenwirbelsäule) wird in die Unterlage gedrückt und die Bauchmuskulatur angespannt. Unbedingt weiter atmen! In dieser Stellung wird das linke Bein im rechten Winkel angehoben und die rechte Hand gegen das Knie gedrückt. Die Spannung zehn Sekunden halten. Danach wird die Seite gewechselt. Anfangs werden drei Sätze zu je zehn Wiederholungen gemacht. Das gilt für sämtliche Übungen.


Diagonales Arm und Bein in die Unterlage drücken

Dieselbe Ausgangsstellung wie bei der Übung „Diagonaler Hand gegen Kniedrücker. Abwechselnd wird der linke Arm und das rechte Bein in den Untergrund gedrückt. Dabei wieder auf die Atmung achten! Beim Anspannen ausatmen und beim Loslassen einatmen.


Der Vierfüßer

Man kniet sich auf allen Vieren auf die Matte. Die Wirbelsäule sollte eine Linie mit der Unterlage bilden und darf nicht durchhängen. Wichtig ist die Anspannung der Bauchmuskulatur. Es ist ratsam anfangs die Übung zu kontrollieren. Entweder in einem Spiegel oder durch einen Trainingspartner, bzw. Physiotherapeuten. In dieser Stellung wird der rechte Arm und das linke Bein ausgestreckt und in eine Linie mit der Unterlage und der Wirbelsäule gebracht. Danach der linke Arm und das rechte Bein. Anfangs drei Sätze zu je zehn Wiederholungen.

Den Kopf und Arm zur Seite gleiten lassen

Diese Übung stärkt die feine Muskulatur der fragilen HWS (Halswirbelsäule). Man liegt mit angezogenen Beinen auf der Matte. Atmung beachten und Bauchmuskulatur anspannen. Die LWS wird in die Unterlage gepresst. Die beiden Arme werden in die Höhe gestreckt. Der rechte Arm wird ausgestreckt langsam zur Seite auf die Unterlage gelegt und kommt wieder zurück in die Ausgangsposition. Der Kopf dreht sich mit dem Arm mit. Man schaut dem Arm beim Senken und Anheben zu. Danach kommt die linke Seite an die Reihe. Wenn man diese Übungen gut beherrscht, kann man zur Steigerung leichte Gewichte in die Hände nehmen. Zu empfehlen ist ein zusammengelegtes Handtuch, das unter den Kopf geschoben wird. Die HWS sollte in einer Line mit der restlichen Wirbelsäule sein.

Beide Arme diagonal fallen lassen

Man streckt beide Arme in die Höhe. Dann lässt man einen Arm zurück und einen nach vor fallen. Nicht zu weit, sodass noch eine gute Spannung in der Bauchmuskulatur vorhanden bleibt. Diese Übung wird mit angezogenen Beinen durchgeführt. Wahlweise kann man sich eine Knierolle unter die Beine legen. Diese Übung lässt sich mit leichten Gewichten steigern.



Arme und Schulter abwechselnd anheben

Die Ausgangsstellung wie bei der letzten Übung. Jetzt wird abwechselnd jeweils ein Arm in die Höhe gestreckt. Die jeweilige Schulter wird leicht mit angehoben. Beim Hochstrecken ausatmen! Wie bei allen Übungen gilt auch hier: Drei Sätze zu je zehn Wiederholungen. Zur Steigerung kann man 1 bis 2 kg Hanteln nehmen.



Psychokybernetik


Einige Therapiemethoden bei starken und/oder chronischen Rückenschmerzen, ausgelöst durch Bandscheibenvorfall, Wirbelabnutzung oder Ähnliches.
Ein Buch mit dem sperrigen Titel "Psychokybernetik oder Geistheilung durch sich selbst" war tatsächlich meine erste Hilfe zur Bekämpfung meiner Nikotinsucht. Es ist ein vorzügliches Werkzeug, wenn man sich verändern möchte. Psychokybernetik ist eine Methode, durch positives Denken und Handeln sein Leben erfolgreich und glücklich zu gestalten. Jeder Mensch verfügt über diese Kraft. Bei den meisten schlummern sie ungenutzt vor sich hin. Etwa 20 Prozent der geistigen Kapazität werden von uns genutzt, die restlichen 80 Prozent liegen brach. Diese Technik kann der Schlüssel für vitales und glückliches Leben sein. Und es hat mir geholfen mit dem Rauchen aufzuhören.

Eine Technik aus dem Buch, die ich heute noch anwende ist die der Farbentechnik. Ich stelle mir vor dem Einschlafen sieben Farben mit jeweils sieben Stufen vor, die in meinem geistigen Erholungsort führen. Diesen Ort kann sich jeder für sich gestalten. Meiner ist ein wunderschöner Park an einem ebenso wunderschönen Frühlingsmorgen. Bevor ich mich auf die erste Stufe begebe, bringe ich mich mit richtigem Atmen in Stimmung. Dann beginne ich mir die Farben und die Zahlen vorzustellen. Die erste Stufe 7 färbe ich mit Rot ein. Die zweite Stufe 6 mit Orange. Die Stufe 5 mit Gelb. Es folgen die 4 mit Grün, die 3 mit Blau, die 2 mit Lila und die 1 mit Violett.

Wenn ich auf der Eins bin, überkommt mich eine herrlich angenehme Stille und Geborgenheit. Ich betrete meinen Park, meinen geistigen Erholungsort. Es ist damit erklärbar, dass man sich mit dieser Methode vom Beta-Zustand zum Alpha-Zustand des Gehirns meditiert. Beta Wellen bezeichnet man als normalen Wachzustand (Frequenzbereich 13 bis 30 Hz), Alpha Wellen als tief entspannten Zustand (6 bis 12 Hz). Weiteres gibt es noch die Theta Wellen (3,5 bis 6 Hz), die den Schlafzustand bezeichnen und schließlich die Delta Wellen (0,5 bis 3,5 Hz), die im Koma gemessen werden.

Ich nütze diese Technik heute noch zur Entspannung vor dem Einschlafen. Oder eben zur Schmerzlinderung, indem ich mir vorstelle, dass sich in meiner Lendenwirbelsäule eine angenehme Wärme bildet, die meine Schmerzen mindert. Ich hülle mit dieser warmen und hellen Imagination meinen Problembereich in der LWS ein. Nach 15 Minuten setzt die Wirkung ein. Statt des Schmerzes fühle ich nur noch Wärme und Wohlbefinden. Es versteht sich von selbst, dass diese Methode nicht wirkt, wenn sich losgelöste Bandscheibenteile im Spinalkanal tummeln. Oder eine Bandscheibe an diverse Nerven drückt, oder diese abdrückt. Bei Diagnosen dieser Art hilft nur mehr ein chirurgischer Eingriff. Nach einer erfolgreichen Operation kann die Psychokybernetik helfen. 

Das Wichtigste dabei ist die visuelle Vorstellungskraft, die trainierbar ist. Wie bei den Farben auf den sieben Stufen. Ein Kind wird damit keine Schwierigkeiten haben. Erwachsene haben diese Vorstellungskraft meist eingebüßt. Man kann sie wie einen Muskel wieder aufbauen. Anfangs stellt man sich eine weiße Wand vor. Vor dieser Wand stellen sie sich mit einem Eimer Farbe hin, tauchen einen Pinsel in den Eimer und beginnen die Wand systematisch von links nach rechts, von oben nach unten einzufärben. Wenn Sie das jeden Tag machen, verselbstständig sich Ihre Vorstellungskraft. 

Ernährung für Gewichtsreduktion


Einige Therapiemethoden bei starken und/oder chronischen Rückenschmerzen, ausgelöst durch Bandscheibenvorfall, Wirbelabnutzung oder Ähnliches.
Ich habe innerhalb eines Jahres fast 25 Kilogramm abgenommen. Diese Tatsache wirkte sich äußerst günstig auf meine lädierte Lendenwirbelsäule aus. Im Fitnessstudio würde ich es nicht ohne Schmerzen schaffen 25 kg-Hanteln zu stemmen. Trotzdem schleppte ich diese unnötigen 25 kg als Bauchfett jahrelang mit mir herum. Kein Wunder, dass sich meine Schmerzen mit der Zeit manifestierten und chronisch wurden. Ich habe jetzt zwar noch immer Schmerzen, jedoch nicht mehr so häufig und nicht mehr in dieser Intensität. Wie mir das gelungen ist?

Begonnen habe ich damit, dass ich mich jeden Morgen nach dem Aufwachen auf die Waage stellte und die Zahl in meinen Organizer am PC übertrug. So hatte ich eine Kontrolle über mein Gewicht. Anfangs war es eine ziemlich zähe Angelegenheit, weil mich immer wieder Rückschläge in Form von Fressattacken heimsuchten. Motivation bekam ich von meinen Ärzten. Meine Leberwerte waren zum Beispiel nicht mehr die Besten und mein Blutzuckerspiegel befand sich in bedenklichen Höhen. Also war ich gut beraten abzunehmen. Meinen Gamma GT-Wert konnte ich von 160 auf 60 senken und meinen Blutzuckerspielgel konnte ich von einer einmaligen Entgleisung von über 400 mg/dl auf konstante 85 mg/dl nüchtern senken. Alles in allem war das Abnehmen ein großer Erfolg für meine Gesundheit, vom Wohlbefinden und gestärkten Selbstbewusstsein mal abgesehen. Jetzt schenken mir Frauen wieder Beachtung und das tut gut! Ich kann nur von Vorteilen und gesteigerter Lebensfreude berichten.

Jetzt halte ich erfolgreich mein Gewicht von plus minus 90 kg. Ich bin 191 cm groß und trachte, dass ich nicht mehr über 91 kg komme. Mein Bauchfett ist so gut wie weg und meine Bandscheiben danken es mir jeden Tag. 

Ich beginne mal damit, was ich ernährungstechnisch alles weglasse. Ich verzichte seit etwa sechs Monaten auf fast sämtliche Milchprodukte. Kein Joghurt und keine Milch. Außer ein wenig Käse hin und wieder, lasse ich Milchprodukte jeglicher Art weg. Eine Ernährungsberaterin gab mir den Tipp nach meiner Nierenerkrankung. Im Februar 2012 entfernte man mir erfolgreich ein bösartiges Karzinom an der linken Niere. Zu viele Milchprodukte, in welcher Form auch immer, können einen Tumor nachwachsen lassen. Außerdem begünstigt dieser Verzicht das Abnehmen. Zucker, oder zuckerhaltige  Produkte meide ich zur Gänze. Weißbrot, oder weißes Mehl wird ebenso gemieden. Nikotin und Alkohol kommen mir nicht mehr ins Haus. Ich trinke ausschließlich Wasser, Tee und wenig Kaffee. Seit ich diese ungesunden Produkte aus meinem Speiseplan gestrichen habe, sind meine Kilos gepurzelt.

Physiotherapie


Einige Therapiemethoden bei starken und/oder chronischen Rückenschmerzen, ausgelöst durch Bandscheibenvorfall, Wirbelabnutzung oder Ähnliches.
Regelmäßiges Rückenturnen ist wohl das Wichtigste nach einem Bandscheibenvorfall oder einer Operation. Oder ganz einfach als Profilaxe. Da es viele verschiedene Übungen für unterschiedlichste Rückenbeschwerden gibt, braucht man etwas Glück bei der Wahl der Physiotherapie. Ich kann hier nur meine eigenen Erfahrungen wiedergeben, jedoch auch einiges, das ich von Leidensgenossen mitbekommen habe. 

Ich machte einen großen Fehler, als ich im Alter von 43 Jahren mit regelmäßigen Sport in Form von Laufen und Bodybuilding begann. Da ich schon an einem Bandscheibenschaden litt, hätte ich mich unbedingt untersuchen lassen müssen. Allein, ich wusste davon nichts. Trotz meiner abgenützten Bandscheibe im Bereich L5/S1 verspürte ich keine Schmerzen. Man hört und liest es zwar überall, dass man sich untersuchen lassen sollte, wenn man im Alter von 40 Jahren mit regelmäßigen Sport beginnt, aber aus mir heute unverständlichen Gründen unterließ ich es. Ein schwerer Fehler, wie sich bald zeigen sollte! 

Mit einer Komplettuntersuchung und gezielter Physiotherapie hätte ich mir den ganzen Wahnsinn wahrscheinlich erspart. Ich kann also hier nur mehr über das Danach schreiben. Nach den fürchterlichen Schmerzen und nach den Operationen. Ein langer und zäher Weg, aber es hat letztlich doch geholfen. Physiotherapie ist Teil meines Lebens geworden. Ich gehe drei Mal in der Woche in mein Fitnessstudio. Wenn die Schmerzen zunehmen hole ich mir vom Arzt eine Verschreibung für 10 Physiotherapie-Einheiten.

Für zu Hause kaufte ich mir eine gute Gymnastikmatte, die etwa € 120.- kostete. Dazu leichte Hanteln und verschieden starke Thera-Bänder. Am Rücken liegend kann ich alle für mich wichtigen Übungen am Schlafzimmerboden machen. Das Thera-Band ist in den Löchern meines Matratzenauflagebrettes befestigt. Dieses Brett liegt anstelle eines Lattenrostes unter meiner Matratze. Dieses Brett lies ich mir, wie das gesamte Bett, von einen Tischler machen. Das sollte man sich ab einem gewissen Alter ohnehin machen lassen, auch ohne Rückenprobleme, denn das wäre eine gute Profilaxe. Das Brett empfiehl mir eine Physiotherapeutin und das erwies sich als ein guter Tipp. 

Einige meiner täglichen Standardübung beginnen vor dem Aufstehen. Mit angezogenen Beinen und am Rücken liegend spanne ich meine Bauchmuskulatur an. Gleichzeitig presse ich leicht meine Lendenwirbelsäule in die Matratze. Bevor ich dann aus dem Bett steige, drehe ich mich zur Seite und setze mich so auf. Keinesfalls aus der Rückenlage im Bett aufsetzen! Das belastet zu sehr die Lendenwirbelsäule. Aus der Seitenlage lasse ich meine Beine aus dem Bett gleiten und entlaste damit meine Wirbelsäule. Danach entrolle ich meine Matte, die unter meinem Bett liegt. Ein kleiner Polster sorgt für eine stabile Halswirbelsäule. Dann beginne ich auf der Matte mit der Übung, die ich vorher im Bett machte. Während die Lendenwirbelsäule in den Untergrund gedrückt wird spanne ich meine Bauchmuskulatur an. Ganz wichtig ist es dabei weiter zu Atmen. Bei den Übungen den Atem nie anhalten oder gepresst atmen. In der Regel beim Anspannen ausatmen und beim Entlasten einatmen. Bei der nächsten Übung kommt die rechte Hand zum linken Knie und umgekehrt. Wenn meine Hand das Knie berührt, presse ich leicht dagegen und halte die Spannung etwa drei bis sechs Sekunden. Während der Anspannung achte ich wieder darauf, dass die LWS (Lendenwirbelsäule) und die Bauchmuskulatur ebenfalls angespannt sind. Die Wiederholungen kann jeder für sich bestimmen. Ich mache jeweils zehn Wiederholungen in drei Sätzen. Anschließend komme ich zur dritten Übung. Ich drücke den linken Arm und den rechten Fuß in die Matte und wechsle von links auf rechts. Das Weiteratmen und die Anspannung der LWS und Bauchmuskulatur sollte schon Programm sein. Dann variiere ich mit den Übungen. Ich mache verschiedene Wiederholungen mit den Hanteln oder mit dem Thera-Band.

Das Schmerzgedächtnis


Da ich sieben Jahre unter unsäglichen Schmerzen litt, habe ich mich ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt. Irgendwann wollte ich wissen, was das Schmerzgedächtnis ist und vor allem, wo es ist und wie es aussieht. Folgendes konnte ich recherchieren: Jahrelanger Schmerz hinterlässt Spuren im Gehirn und Rückenmark. Man kann sich das so vorstellen, dass bei einem gesunden schmerzfreien Menschen die Nervenstränge (Rückenmark) linear von oben (Gehirn) nach unten (Lendenwirbelsäule) verlaufen. Es sind gerade Bahnen ohne Abzweigungen. Bei einem Schmerzpatienten bilden sich in diesen Bahnen Verästelungen, es werden neue Wege gebildet. So kann man sich das bildlich vorstellen.

Ein Schmerzgedächtnis kann der Körper entwickeln, wenn Schmerzen über einen langen Zeitraum bestehen und unbehandelt bleiben. Die Nervenbahnen, die den Schmerzimpuls durch den Körper leiten, werden dadurch ständig gereizt, ähnlich wie bei einem ständigen Trainingseffekt, mit der Folge, dass sich die Schmerzen verselbstständigen. Dauerschmerz hat Einfluss auf die genetische Aktivität der Nervenzelle. Dadurch bilden sich neue Eiweißketten, die die Zellmembran verändern, dass die Nervenzelle schneller reagiert. Die Folge ist dann mehr Schmerz.

Wer den Schmerz lindern will, muss das Schmerzgedächtnis behandeln, die Spuren im Gehirn und im Rückenmark verändern. Löschen lässt sich das Schmerzgedächtnis nicht, nur mit einer anderen positiven Information überschreiben. Genauso wie man sich Schmerzen antrainiert hat, kann man sie auch wieder verlernen.

Obwohl das Schmerzgedächtnis äußerst stabil ist, bleibt es nicht unangreifbar. Im Gehirn befindet sich zwar keine Löschtaste, aber das Schmerzgedächtnis lässt sich durch Re-Learning überschreiben. Man muss wieder lernen schmerzfreie Erfahrungenen zu machen. Leider gehen die meisten Schmerzpatienten solchen Lernsituationen aus dem Weg. Wenn zum Beispiel das Laufen schmerzt, wird es nach Möglichkeit gemieden. Der Schmerz sollte zuvor medikamentös ausgebremst werden. Die dann schmerzfreie Situation prägt sich dem Schmerzpatienten ein. Häufige Wiederholungen dieser Art fördern dann die Basis für nachhaltige Effekte.

Ich begann noch mit ziemlich starken Schmerzen wieder zu laufen und bemerkte, dass während der Bewegung der Schmerz weniger wurde. Gleichzeitig nahm ich damals sehr starke Medikamente, die mir halfen mein Schmerzgedächtnis zu überschreiben. Das war ein langer Prozess, der sich über Jahre hinzog.

Mein Schmerz wurde anfangs mit einigen Operationen, die notwendig waren, bekämpft. Die vorausgegangene Medikation hat so gut wie überhaupt nicht geholfen. Die Operationen gaben mir zwar Stabilität in der Wirbelsäule, aber der Schmerz blieb. In der nächsten Phase versuchte man es mit Elektroden und Physiotherapie. Der Schmerz blieb hartnäckig. Erst eine starke morphinhaltige Medikation läutete die Überschreibung meines Schmerzgedächtnisses ein.

Spätestens jetzt hatte ich den Beweis, dass es möglich war die Schmerzen zu ändern. Was ich hier in ein paar Sätzen abhandle, war ein Prozess von sieben Jahren. Aber es hat funktioniert. Heute laufe ich wieder, wenn auch etwas gemütlicher. Und das Ganze so gut wie schmerzfrei. Ohne Medikation. Wenn Schmerzen auftreten ziehe ich meine MBT-Schuhe an oder behandle mich mit einem TENS-Gerät.

TENS-Geräte und Rückengürtel


Einige Therapiemethoden bei starken und/oder chronischen Rückenschmerzen, ausgelöst durch Bandscheibenvorfall, Wirbelabnutzung oder Ähnliches.

TENS-Geräte können eine große Hilfe bei chronischen Rückenschmerzen sein. TENS steht für Transkutane elektrische Nervenstimulation. Auch ist bei dieser Methode zu beachten, dass sie nicht jeden Schmerzpatienten hilft. Für mich war es fast die beste Hilfe, da man bei dieser Methode keine unangenehme Nebenwirkung, oder Nachwirkung hat. Fast bei jedem Medikament hat man leider diese Auswirkungen. Entweder sie helfen gar nicht, wie etwa die rezeptfreien Präparate. Oder sie schlagen schwer auf den Magen, wie Infusionen oder Tabletten der Diclofenac-Gruppe, Leber- und Nierenschäden inklusive. Dann gibt es noch die wirksamen Opioide oder Morphin. Die helfen zwar, machen jedoch in kurzer Zeit abhängig. Wobei bei letzteren Wirkstoffen beobachtet wurde, dass sie, wenn sie gleich bei Beginn der Schmerzen angewandt, die größten Erfolge erzielen. Dadurch wird der chronische Schmerz unterbrochen, bzw. gar nicht erst zugelassen. Und wenn man das Opioid oder Morphin nicht viel länger als drei Wochen nimmt ist die Abhängigkeitsgefahr nicht so groß. Abschließend wären noch Die Schmerzpflaster zu erwähnen. Auch hier ist höchste Vorsicht geboten! Sie beinhalten den Wirkstoff Fentanyl, der mitunter stärker als Morphin wirkt. Die Dosierung eines Pflaster ist so angelegt, dass der Wirkung mindestens 48 Stunden anhält. 

Das alles fällt bei einem TENS-Gerät weg. Eine solche Stimulation unterbricht im besten Fall die Schmerzsignale zum Gehirn, außerdem fördert es die Durchblutung im schmerzenden Bereich. Ich kann von dieser Methode nur Loblieder singen, zumal ich alle oben angeführten Therapien kenne. Mir wurden auch Elektroden eingesetzt, daher fiel mir die schmerzstillende Wirkung auf. Die Elektroden hatte ich drei Jahre in mir und wurden dann wieder operativ entfernt. Heute habe ich immer ein TENS-Gerät in Reichweite, da ich meinen Medikamentenbedarf ziemlich einschränken musste. Im Februar 2012 wurde mir ein bösartiges Karzinom an der linken Nieren entfernt. Und ich befürchte, dass der Grund hierfür in der fast siebenjährigen chemischen in Form von Infusionen und Tabletten zu suchen ist. 

Meine neuste Errungenschaft ist ein Rückengürtel mit eingebautem TENS-Gerät. Wenn ich keine Möglichkeit habe mich hinzulegen, wenn die Schmerzen zu stark werden, verwende ich diesen Gürtel. Er erwies mir hervorragende Dienste bei einem Dreistundenflug in einem Airbus. Ich verwende ihn aber auch manchmal zu Hause, wenn ich mich liegend oder sitzend entlaste. Es wurde daraus schon ein liebgewonnenes Ritual. Ich suche mir eine CD oder Vinyl aus, mache mir einen Rooibos-Tee und lege mich mit angelegtem Gürtel auf mein Bett. Dazu ein gutes Buch oder eine Zeitschrift und ich kann Urlaub von meinen Schmerzen machen.

MBT-Schuhe gegen Schmerzen


Einige Therapiemethoden bei starken oder/und chronischen Rückenschmerzen, ausgelöst durch Bandscheibenvorfall, Wirbelabnutzung oder Ähnliches.
MBT-Schuhe können eine große Hilfe bei Rückenproblemen sein. Ich lag damals noch fast den ganzen Tag, als ich Fernsehen einen Bericht über diese Schuhe sah. Damals griff ich nach jedem Strohhalm, der sich mir bot. Eine Freundin ging für mich zum Bständig und besorgte mir die damals noch potthässlichen roten MBT-Schuhe. Eine Beschreibung samt DVD war inkludiert. Ich zog die Schuhe voller Hoffnung an, denn was ich da auf der DVD sah, versprach tatsächlich eine Besserung meines unsäglichen Zustandes. Ziemlich ungelenk stand ich den halbrunden Schuhen während ich die ersten Schritte versuchte. Ich ging etwa 10 Minuten in meiner Wohnung hin und her. Mehr war nicht zu schaffen. Zum einen erlaubte mir mein Rücken nicht mehr als etwa 10 Minuten in aufrechter Stellung, zum anderen verstärkten die Schuhe anfangs meine Schmerzen. 

Ich lies jedoch nicht locker und zu Verlieren gab es nichts. Schlimmer konnte es nicht werden, also ging ich jeden Tag etwa 10 Minuten in meiner Wohnung auf und ab. Nach 10 Tagen trat eine leichtere Besserung ein. Wahrscheinlich hatte sich meine Rückenmuskulatur wieder etwas aufgebaut. Nach etwa 14 Tagen wagte ich mich mit den Schuhen ins Freie. Einmal um den Block war schon ein Erfolgserlebnis für mich. So ging es Tag für Tag. Aber es wurde nicht kontinuierlich besser, es gab immer wieder Rückschläge, die ich aber nicht orten konnte. Aber immerhin, ich hatte etwas vorauf ich in den nächsten Jahren bauen konnte. 

Mittlerweile befinden sich drei Paar MBT-Schuhe in meinem Besitz. Getragen habe ich sie etwa fünf Jahre. Anfangs konnte ich nur mit diesen Schuhen gehen. Mit normalen flachen Schuhen waren meine Schmerzen unerträglich, wie gehabt. Ich habe auch mit vielen Leidensgenossen gesprochen, die auch Erfahrung mit diesen Schuhen gemacht hatten. Die Berichte waren sehr unterschiedlich. 50% Prozent der Befragten waren sehr zufrieden, 30% hielten die Schuhe für hilfreich und die restlichen 20% waren eher unzufrieden. Mich wunderte dieses Ergebnis nicht. Machte ich doch während meines langen Leidensweges immer wieder die Erfahrung, dass Rückenschmerzen äußerst mannigfaltig sind und sich bei jedem Menschen anders auswirken. Auch wenn die Ursache dieselbe ist. Es muss also jeder für sich herausfinden, was ihm hilft. 

Ein Gürtel gegen Schmerzen

Der Rückengürtel auf Amazon


Ich habe mir den Beuer Rückengürtel bei Amazon gekauft. Seitdem trage ich den Gürtel jeden Tag zirka eine halbe Stunde. Im Vergleich zu den herkömmlichen Tens-Geräten mit den selbstklebenden Elektroden-Pads verrutscht da nichts und verursacht somit kein unangenehmes Brennen auf der Haut. Der Gürtel lässt sich angenehm um die Taille legen und mit einem Klettverschluss fixieren. Die Handhabung ist einfach. Vor dem Auflegen ein wenig Wasser auf die Haut und die vier Elektroden an der Innenseite des Gürtels und schon steht der angenehmen Strommassage nichts mehr im Weg.

Ich kann meiner Begeisterung kaum Ausdruck verleihen, außer vielleicht in der Veröffentlichung dieses Posts. Der Gürtel bietet sogar vier verschiedene Programme. Drei davon unterscheiden sich nur in der Intensität, bei einem Programm (D) wird mit drei sich abwechselnden Phasen massiert. Der Gürtel hilft bei akuten Schmerzen, oder auch schon mal prophylaktisch. Bei einem Bandscheibenvorfall sollte man hingegen einen Arzt aufsuchen. 

Wenn ich von nichts etwas verstehe, aber beim Thema Schmerz kann ich mitreden. Also, an alle schmerzgeplagten Menschen da draußen: Ich kann den Breuer Rückengürtel nur wärmstens empfehlen! Preis und Leistung stimmen absolut überein!

Mit der Rettung von Spital zu Spital


Am 21. Februar 2012 wurde mir im Hanusch-Spital in Wien erfolgreich ein Karzinom an der linken Niere entfernt. Da ich mich momentan wegen meiner langjährigen Bandscheibenbeschwerden stationär auf der Neurologie im Otto-Wagner-Spital befinde, wurde ich am Mittwoch, den 30. April 2012 zur ersten Nachkontrolle dieser OP ins Hanusch-Spital gebracht. Die Kontrolle war für 12 Uhr angesetzt. Die Rettung kommt überraschenderweise pünktlich um mich abzuholen. Trotz gut gefülltem Wartezimmer in der urologischen Ambulanz werde ich nach etwa 30 Minuten aufgerufen. Der Ultraschall zeigte nichts Negatives. Man nahm mir noch Blut ab, außerdem musste ich mir noch einen Termin für ein CD holen. 

Danach begab ich mich in die Restauration des Spitals um etwas zu Essen. Die Ambulanz bestellte die Rettung um mich wieder zurück in das Otto-Wagner-Spital zu bringen. Natürlich mit dem Hinweis, dass ich in der Restauration beim Haupteingang warte.  Es verging eine Stunde und meine Bandscheiben in der Lendenwirbelsäule begannen ziemlich unangenehm zu schmerzen. Es vergingen zwei Stunden und die Schmerzen wurden unerträglich. Ich fand keine entlastende Sitzhaltung mehr und sprang mit heftigsten Schmerzen auf, um mich nach einer Liegegelegenheit umzusehen. In der Eingangshalle erblickte ich zum Glück eine Notfall-Bahre. Ich konnte gerade noch der netten Dame beim Informationsschalter Bescheid geben weshalb ich mich jetzt und sofort dieser Liege bemächtigen muss.

Ich lag jetzt endlich auf meinem Rücken, die Beine angewinkelt und wartete sehnsüchtig bis die Schmerzen nachließen. Ich erinnerte mich an Zeiten wo man mich zwischen Herren- und Damentoilette in der Pensionsversicherungsanstalt auf einer Decke ablegte – geschehen im Dezember 2005 -, weil ich dort einen Kontrolltermin hatte, ob ich arbeitsfähig sei. Das war so ziemlich das Demütigendste, was ich je erlebte. 

Die Rettung – das Grüne Kreuz – kam und kam nicht. Ich rief auf meiner Station an und schilderte verzweifelt meine Situation und das ich vorhätte einfach ein Taxi zu nehmen, zumal die Entfernung vom Hanusch-Spital in das Otto-Wagner-Spital nur drei Kilometer beträgt. Ich setzte mein Vorhaben in die Tat um und fuhr mit dem Taxi in das OWS zurück. 

Mir fiel in diesem Moment ein sehr schöner Song ein:
„A schritt vire, zwa Schritt z´ruck“.

Erste Linderung mit MBT-Schuhen


Erste Erfolge hatte ich mit MBT-Schuhen. Da ich fast den ganzen Tag im Bett lag und mich durch das TV-Programm rauf und runter zappte, fiel mir eine Sendung über MBT-Schuhe auf. Damals gab es diese gerade mal in rot und schwarz. Heute gehen die weg, wie geschnitten Brot, oder wie man in Österreich sagt: Wie warme Semmeln. Ergo gibt es sie in allen möglichen Farben und Ausführungen. Die Schuhe werden auch als kleinstes Fitnessstudio der Welt angepriesen, weil sie während des Gehens ständig Bauch, Bein und Po trainieren. Das mag sein, kann ich aber nicht bestätigen. Mir ging es vielmehr um meine Schmerzlinderung. Anfangs zog ich sie mir gerade mal 10 Minuten täglich an, sah mir dabei die mitgelieferte DVD an und folgte den Anweisungen des Filmes. Es war auch ein Gutschein für eine Stunde bei einem professionellen MBT-Trainer dabei. Den konnte ich leider nicht nutzen, da meine Schmerzen noch zu groß waren und ich das Haus für eine solange Zeit noch nicht verlassen konnte.

Selbst die Schuhe musste ich mir von einer Freundin bringen lassen. Mit dieser Freundin, nennen wir sie Sylvia, war ich über 5 Jahre liiert. Die Beziehung ging dann in die Brüche und wir sollten uns mindestens ebenso lange nicht sehen. Da wir aber noch unsere Telefonnummern in unseren Handys eingespeichert hatten, kamen wir im Sommer 2005 wieder in Kontakt. Zu jener Zeit wo es mir gerade sehr schlecht ging. Sylvia war auf einmal wieder in mein Leben getreten und ich war natürlich sehr froh darüber, wieder einen Menschen zu haben, mit dem ich mich austauschen konnte und mit dem mich auch sehr viel verband. Sie kochte für mich, kaufte für mich ein und besorgte mir eben diese roten MBT-Schuhe. Sie half mir sogar bei diversen Datenbankarbeiten. Ich sah wieder ein Licht am Ende des Tunnels. Das ging aber leider nicht sehr lange. An einem Samstag im Herbst 2004 kochte sie mir ein Gulasch, das für die nächsten Tage reichen sollte. Am Montag wollte sie wieder kommen. Sie kam jedoch nicht. Ich rief ihre Schwester an und erfuhr, dass Sylvia bei ihr zu Hause gestorben war. Sie war einfach, scheinbar gesund, eingeschlafen. Sylvia wurde gerade mal 47 Jahre alt. Mir zerriss es fast das Herz.

Zurück zu meinen roten MBT-Schuhen. Es sollte noch lange dauern, bis sie mir wirklich halfen. Nach dem Tod Sylvias kam die Zeit mit den Elektroden, Schmerzpumpen und Schmerzpflastern. Aber sie standen bereit, meine roten Schuhe.

Die Schmerzen kamen wieder


Nach den Operationen, die letzte war im Dezember 2004, schien es aufwärts zu gehen. Sehr zaghaft, aber doch. Ich konnte eine halbe Stunde pro Tag spazieren gehen, der Rest wie immer, liegend. Aber immerhin, ich kam wieder an die frische Luft.

Im Sommer 2005, U2 waren gerade in Wien (zufällig morgen auch), hatte ich eine grandiose Idee, die sich aber als ziemlich fatal erweisen sollte. Es muss doch möglich sein meine Genesung durch gezielte Physiotherapie zu beschleunigen, dachte ich mir. Also ging ins AKH, ließ mir Termine geben und war dann genau zweimal zugegen. Ausgerechnet in jenem Spital, das bei mir die alles entscheidende Operation durchführte, wies mir eine unqualifizierte Physiotherapeutin zu. Speziell eine Übung machte meinen Fortschritt wieder zunichte. Am Bauch liegend, linken Arm und rechtes Bein heben, wechseln. Das war´s. Die Schmerzen kehrten wieder. Intensiver und hartnäckiger als zuvor. Ich konnte es kaum glauben, zumal ich eine Steigerung nicht für möglich hielt. Zum ersten Mal seit dem Ausbruch meiner Krankheit dachte ich über Selbstmord nach. Die Schmerzen und dieser unnötige Rückschlag zermürbten mich. Die Gedanken aus dem Leben zu scheiden um endlich Ruhe zu haben waren dann aber zum Glück doch nicht so groß. Ich unternahm nicht einmal einen Versuch. Vielleicht hielt mich ein witziger Gedanke auch davon ab. Ich stellte mir vor, wie es war wenn ich mich aus dem Fenster im 3. Stock stürzte. Die Schweinerei, die dann mit meinem (hoffentlich) leblosen Körper lag. All das Blut, verdrehte Gliedmaßen, ein vielleicht zermatschtes Gesicht. Nein. Diesen Anblick wollte ich niemanden zumuten. Außerdem war das das letzte was die Welt von mir sehen sollte. Nein danke!

Also kämpfte ich, wenn auch schon sehr geschwächt, weiter. Ließ alle möglichen Menschen zu mir kommen. Nahm jede erdenkliche Hilfe an. Von Traumreisen, über Feng Shui bis hin zu einfachen Gesprächen mit Freunden, die nach diesen Gesprächen erst Mal eine Stunde spazieren gehen mussten bevor sie zu Frau und Kind nach Hause gehen konnten. Erst mal den Kopf frei bekommen, nachdem sie bei mir waren, wie ein Freund mir danach erzählte.

Im November landete ich auf einer Neurologie. Es sollte ein viermonatiger Aufenthalt werden. Mir wurde eine Schmerzpumpe eingesetzt. Probehalber. Mir wurden Elektroden eingesetzt. Auch probehalber. Beides wieder entfernt. Dann wurden wieder Elektroden eingesetzt, diesmal richtig. Immer bei vollem Bewusstsein. Ohne Narkose. Man muss spüren können, wenn der Operateur mit den Elektroden den falschen Weg einschlägt. Aber die Elektroden halfen. Wenn auch sehr zaghaft, aber sie halfen. Ich konnte statt 15 Minuten Sitzen manchmal eine halbe Stunde sitzen, bevor ich mich wieder hinlegen musste, weil ich glaubte ein Messer bohrt sich in mein Steißbein.

Nach 4 Monaten konnte ich dieses Spital in einem Rettungswagen liegend wieder verlassen. In meinem Rücken, epitural und subkutan, die Elektroden. In der linken Arschbacke die dazugehörige Batterie, in der Hand die Fernbedienung. Wie schon seit dem Sommer 2003, jetzt war es Frühling 2006 lag ich in meinem Bett, das Notebook neben mir, der Plasma TV vor mir. Das alles lenkte mich ein wenig ab. Hin und wieder kam Besuch, sonst war ich alleine. Aber wieder ein Hoffnungsschimmer! Ich sollte eine bemerkenswerte Frau im Internet kennen lernen!

Wieder zurück im Leben


Ich liege noch immer. April 2006. Kurz nach meinem 50. Geburtstag. In meinem Rücken befinden sich Elektroden. Epidural und Subkutan. Eine im Wirbelkanal, von L5 bis L2 hoch. Eine unter der Haut im Bereich L5/S1. Bevor sie mir diese Dinger bei vollem Bewusstsein einsetzten, versuchten sie eine Schmerzpumpe. Probeweise. Ein dünner Schlauch im Wirbelkanal, der das Schmerzareal mit Morphium betreufelte. Alles in allem gibt es wahrlich Lustigeres. Aber warum ich mich trotzdem sehr angenehm an diese Zeit erinnere ist die Tatsache, dass ich kurz nach meinem 50. Geburtstag im Internet eine bemerkenswerte Frau kennenlernte.

Sie war in jeder Hinsicht bemerkenswert. Sie lernte mich liegend kennen. Sie fuhr mich mit ihrem Auto liegend. Ich liegend auf der umgelegten Rückbank. Sie fuhr mich so in meine Heimatstadt, die ich damals sehr lange nicht mehr besuchte. Es war Sommer 2006. Ich verbrachte fast schon 3 Jahre liegend. Bandscheibenteile waren im Sommer 2003 in meinen Spinalkanal gewandert und verursachten dort Schmerzen, die sich niemand vorstellen kann, der so etwas nicht erlebt hat.

Diese Frau brachte die Sonne in mein Leben zurück. Wir liebten uns. Ihr war meine Krankheit egal. Liegen konnte ich ja. Es gab keinen besseren Lieger als mich! Es sollte aber noch lange dauern bis ich wieder hochkam. Es sollte fast 2009 werden. Mit dieser bemerkenswerten Frau war ich leider nur bis 2008 zusammen. Spätestens da war ihre Schmerzgrenze erreicht. Sieben Monate vorher begann ich mir Morphium zu verabreichen. Ich wusste keinen anderen Ausweg mehr. Der Preis dafür war absolute Lustlosigkeit. Der Preis war schließlich auch das Ende dieser fantastischen Beziehung. Meine uneingeschränkte Dankbarkeit ist ihr gewiss. Ich werde nie die Worte dafür finden wie groß mein Dank ist. Nicht nur, weil sie sich mit einem kranken Menschen einließ, sondern auch für ihre Liebe, die sie mir gab und die sie sich von mir geben ließ. Ich freue mich jetzt schon auf unser herbstliches Treffen. Zweimal im Jahr treffen wir uns. Im Frühling und im Herbst.

Auch wenn die letzten 7 morphinverseuchten Monate dieser Beziehung die Liebe überhaupt nicht mehr förderten, befreiten sie mich doch von meinen Schmerzen. Fast. Muss mich noch immer für Stunden, oder auch Tage hinlegen. Warten bis die Schmerzen vergehen. Aber ich kann wieder laufen. Kann ins Büro fahren. Gehe auf Konzerte, ins Kino, fahre nach Kärnten. Fahre in die Steiermark. Mit dieser Tatsache lassen sich Schmerzen eher vertragen.

Jetzt, es ist Sommer 2010, nehme ich manchmal eine Deflamat und staune wenn sie wirkt. Jetzt mache ich meine Rückenübungen, die mir sehr engagierte Physiotherapeutinnen beibrachten. Allen voran eine junge Frau, die mich während meines Morphiumentzuges physiotherapeutisch begleitete. Das war im März 2008. Es folgte noch eine mühsame Zeit voll Schmerzen, Zweifeln aber doch schon Hoffnungsschimmern am Horizont. Aber es sollte noch besser kommen! Im Vergleich zu der Zeit zwischen 2003 und 2008, Wahnsinn 5 Jahre!, war alles besser. Dieser Vergleich ist aber ungerecht. Das was ich meine würde auch ohne diese Zeit das Wort „besser“ verdienen, aber bzw. oder wahrscheinlich nur deshalb passiert, weil das vorher stattfand. Weil die Schmerzen stattfanden! 

Erste Therapieversuche


Die ersten Therapieversuche fanden in Form von Medikamenten, Infusionen und wochenlangen Aufenthalten in verschiedenen Spitälern statt. Die Schmerzen in dieser Zeit waren so intensiv, dass ich 23 ½ Stunden pro Tag im Bett am Rücken liegend verbringen musste. Medikation in dieser Zeit: Athrotec, Voltaren, Deflamat und meist Diclofenac in Infusionen. Bewirkt hat alles zusammen recht wenig. Die Schmerzen hatten sich in meinen Rücken festgefressen. Durch Bewegungsmangel und der dadurch entstandenen Muskelschwäche nahmen die Schmerzen sogar zu, trotz Schmerzmedikation. Opiate lehnte ich in dieser Zeit (noch) ab.

Bis zur ersten Operation dauerte es sechs Monate. Beginn der Schmerzen, die fast über Nacht in heftigster Form kamen: August 2003, erster operativer Eingriff: Februar 2004. Diagnosen waren Bandscheibenvorwölbungen, Arthrose, Wirbelgleiten und Bandscheibenteile, die sich von einer sich auflösenden Bandscheibe lösten (L5/S1) und in den Spinalkanal wanderten. Letzteres war auch der Hauptauslöser meiner unerträglichen Schmerzen.

Die Tage in dieser Zeit liefen in etwa wie folgt ab: Irgendwie auf das WC, manchmal auch auf allen Vieren, kommend. Ungefähr dieselbe Prozedur beim Duschen, wenn überhaupt möglich. Irgendetwas, irgendwie essend und trinkend. Muss dazu wohl erwähnen, dass ich in dieser Zeit alleine lebte und auf Freunde, Arbeitskollegen und Bekannte angewiesen war. Der Schmerz war 24 Stunden bei mir und lies mich nicht los. Einzige kurzfristige Erleichterung in dieser Zeit waren Infusionen, die ich in verschiedenen Spitälern bekam. Zu dieser intravenösen Medikationsgabe wurde ich von Rettungen (Rotes Kreuz, Grünes Kreuz und Arbeiter Samariterbund) liegend in die Ambulanzen der Krankenhäuser gebracht.

Ich komme nicht herum einige Begebenheiten dieser Zeit zu schildern. Die erste war eine sehr demütigende. Ich lag wieder einmal auf einer Bahre und sah den Tropfen zu wie sie in meinen Venen verschwanden. Der diensthabende Arzt kam zu mir, stellte seinen Fuß auf das Untergestell meiner Bahre und meinte: „Operieren können wir sie aus Terminmangel frühestens in einen ¾ Jahr, aber ich kann ihnen eine Magnetfeldmatratze um € 1500.- verkaufen“. Ich konnte den Arzt nur verständnislos anstarren und hoffen, dass der Infusionsinhalt bald in mir verschwunden war. Diese Ambulanz sah mich nie wieder.

Beginn der Schmerzen


Wer weiß was Schmerzen sind, der möge ein wenig verweilen. Vielleicht kann ich Dir ein paar Tipps geben, wie Du wieder schmerzfrei durchs Leben gehen kannst. Ich bin fast fünf Jahre lang nur gelegen, weil ich Schmerzen hatte, den ich meinen größten Feind nicht wünsche.

Bandscheibenprobleme, auf die ich später näher eingehen möchte. Ich finde es hat keinen Sinn, Dich (Euch) jetzt schon mit meiner Geschichte zu überfallen. Ich wünsche mir, dass das Schritt für Schritt passiert. So wie bei mir. Da ging es auch nicht von heute auf morgen. Es ist viel geschehen seit dem August 2003.